
Longman Lyrik
Lach & Sachgeschichten
Zauberhaft
Der alte Gibbon
wie’s früher war wird’s nimmermehr.
Habitat
… einst schritt ich stolz
durch‘s Habitat
beäugte keck den Acker
hier links der Dill und rechts Salat
die Möhrchen jung und wacker
dann pickte ich ein Rübchen an
und zupfte auch am Hopfen
genug für wirklich jedermann
… mit einem Wermutstropfen
all das zarte Frischgemüse
schwimmt mit mir in der Suppe
hab keine Zeit für Abschiedsgrüße
getrennt von meiner Gruppe
die gackern vor sich hin und picken
wohin sie auch ihr Schnabel führt
will letzte Grüße ich noch schicken
bevor die Magd mich unterrührt
den Bauer freut‘s
er schielt ins Töpfchen
die Zeit sie ist nun außer Kraft …
jetzt muss ich
durch Bauers Kröpfchen
vielen Dank und gute Nacht.
Omas Paste
… mich juckt‘s am Kopf
mich juckt‘s am Bauch
und meine Füße jucken auch
dann im Nacken jetzt im Rücken
ich muss mich hinten überbücken
da plötzlich kommt mir der Verdacht
dass jucken gar kein Sinn mehr macht
ich reib mich ein mit Omas Paste
so hab ich‘s immer schon getan
Monozyklid Magnat und Quaste
gemischt mit etwas Lebertran
die Haare wasch ich mit Aspit
den Mund spül ich nur kräftig aus
ich seh mich an und denk vergnügt
du hast verlorn du blöde Laus.
Tschingderassabum
… Tschingderassabumböse
im Wald da herrscht ein Getöse
es knistert und knackert
es grunzt und es scharrt
die Nacht ist arschkalt
und der Boden steinhart
ein Schatten huscht heimlich
an der Zeltwand vorbei
jetzt links und dann rechts
ich glaub es sind drei
… Tschingderassabum
ein Baum fällt um
es kracht und es donnert
Geäst fällt zu Boden
mir schlottern die Knie
und am Zelt scharren Pfoten
der Wolf heult dem Mond
seine Absicht entgegen
ich falte die Hände
und fang an zu beten
… Tschingderassabumbimmel
lieber Herrgott im
nächtlichen Himmel
lass mich noch ein bisschen am Leben
kannst du mir noch einmal vergeben
… ein gleißendes Licht zieht mich
scheinbar gen Himmel
weg vom Getöse
und weg vom Gewimmel
ich schau auf die Uhr
es ist kurz vor halb zwei
und ich bin mir nicht sicher
… ist jetzt alles vorbei
nein nein sagt die Stimme
wenn du willst kannst du bleiben
nur du allein
kannst die bösen Geister vertreiben
also geh ich vor‘s Zelt
sammle all meinen Mumm
und die Geister verschwinden …
Tschingderassabum.
Flatulenz
… ein Gaszyklon
hat sich gesammelt
der heftig durch die
Darmwand rammelt
die unsichtbare Referenz
ich nenn‘s beim Wort
die Flatulenz
der Wind der keine Richtung hat
und klingt
als wär man noch nicht satt
gebraut aus Schwefelwasserstoff
Methan
und was weiß ich nicht noch
will raus aus mir
ich merk‘s es grummelt
jetzt schnell hier weg
und nicht gebummelt
dorthin wo die Toiletten waren
ich setz mich hin
und lass einen fahren
es ist nur Luft denk ich mir heimlich
der Duft
der ist mir trotzdem peinlich
jetzt riecht’s nach Käse
und nach Eiern
mir ist nicht mehr
so ganz nach feiern
ich gehe flau durch das Gedränge
und wart auf meine Gasabgänge
ein Stündchen noch
vielleicht auch zwei
dann ist die Party eh vorbei
und als wir just
nach Hause wollen
da spür ich wieder dieses Grollen
… geht ruhig schon vor
ich komme dann
ich schau mir noch die Gegend an
ich öffne mich und lass es wehen
jetzt kann auch ich
nach Hause gehen
VIPs
… Mahatma Gandhi Dalai Lama
Chingachgook und Sitting Bull
Queen Mom Karl Marx
James Watt und Elvis
Martin Luther … beautiful
Cassius Clay und Charlie Chaplin
Nikolaus Kopernikus
Charles Darwin
William Shakespeare Platon
… und nicht zuletzt Konfuzius
Vivaldi Che Guevara Einstein
Bob Marley Aristoteles
Reinhold Messner Franz und Sissi
Gorbatschow Diogenes
Malcolm X und John Lee Hooker
Michael Jordan Siegmund Freud
Galileo Galilei
… sind VIPs – für mich – bis heut.
Telekom-Munikation
… Dreiviertel zehn
meine Uhr zeigt
den Stand der Dinge
Traumfetzen
benebeln noch jetzt meine Sinne
ich muss telefonieren
hab’s mir aufgeschrieben
die Nummer sie lautet 95687
also geh ich in die Küche
zu meinem Zweitapparat
mattschwarz – sieht echt geil aus –
natürlich ohne Draht
überprüf nun die Nummer
und weiß genau was passiert
wenn ich von hier aus wähle
ist keiner bei mir
in meinem Wohnzimmer!
Datenübertragung durch Transformation
der eigenen Stimme
das Telefon
steht drüben
ich lass es nun klingeln und hoffe
dass ich auch zu Haus bin
„ne dringende Sache“
ich muss mich erreichen
egal was es kostet
jeder Ton hat den Anschein
das er beim Läuten schon rostet
die Zeit wird knapp
ein kurzer Blick
ich glaube wenn’s so weiter geht
dann werd ich noch verrückt
ich ruf mich selbst an!
Drum eile ich sehr schnell
zu meiner Hauptstation
und wart auf diesen
ganz besond’ren Telefonton
wie er grummelt und schnarrt
und surrend schleicht
dieser Sound in meinen Ohren
macht mir die Knie so weich
der Reiz des ganzen Wortgewitters
betört mich ungemein
es könnte ja die Stimme
vom and’ren Ende sein
DU RUFST DICH GRADE SELBST AN
spricht sie mit warmer Stimme
da fängt es doch tatsächlich an
bei mir im Bad zu klingeln.
Drübernachdenkzeit
… die dumme Gewohnheit
sie lässt uns stagnieren
auf allen Vieren
wären wir ohne Veränderung
geht’s nicht
denn darum dreht sich
doch alles
auf unserer nicht ganz kugelförmigen Welt
also sollten wir schleunigst
die Schwingen ausbreiten
um dann einfach zu gleiten
durch den Raum und die Zeit
ich werd die Leinen jetzt lösen
und den Anker dann lichten
wer jetzt nichts wagt
wird gejagt und vom Alltag vernichtet
schreit unser Geist
nach der Erfrischung des Ganzen
vermischte Substanzen
sind zu allem bereit
wird der Augenblick Wahrheit
bizarre Gedanken
in dieser alles durchdringenden
niemals verklingenden
endlos schwingenden Drübernachdenkzeit
wohl dem den die Zeit
von Zeit zu Zeit ändert
Evolution der Gedanken
mal hastig mal schlendernd
im Raum dieser Möglichkeit
Skulpturen erschaffend
die zeitlos als Spiegel
mal weinend mal lachend
erscheinen im Meer
der Gedanken und Sinne
völlig abstrakte und seltsame Dinge
nur weiter
jetzt bloß nicht vom Kurs abweichen
denn das was passiert
lässt sich mit nichts vergleichen
was es gibt oder geben wird
alles bleibt anders
der Sinn liegt im Anfang
doch wir sind gewandert
bis hier hin jetzt – STOP –
Revue passieren
wer’s jetzt nicht geschnallt hat
kann’s noch mal probieren
Gedankenjunky
… Da wo er scheint zu sein
in Wirklichkeit
sind wir gerade mal bereit
den ersten Schritt zu tun
den Funken Ahnung
gleich der Fackel in der Höhle
zu entzünden
um dann zu sehen
was er sah
irgendwie recht sonderbar
jetzt sind wir hier
und er ist fort
könn‘ grade mal die Botschaft wittern
die er uns hinterließ
vielleicht ist er an jenem Ort
wo wir denn glauben zu verstehen
was Grund ist für uns loszugehen
zu fragen
was er meint
wenn er uns sagt
er sei jetzt da
wo wir nicht sind
aber bald sein werden
Vorsicht…
wir gefährden
die Gewohnheit
nachzudenken
die wir haben
ist das schlecht oder wie
Gedankenjunky!
Irgendwie Irgendwann
… zu Tode kommt ein jedermann
mal besser und mal schlechter
der eine früh der an’dre spät
bei weinen und Gelächter
wann‘s einen trifft
dass weiß man nie
es kommt meist ungelegen
schon gar nicht gibt‘s ne Garantie
für‘s wohlig schöne Seelenleben
den Sensenmann
den gibt’s schon lang
gar viele Tausend Jahre
und jeder hat nen letzten Wunsch
liegt er dann auf der Bahre
mein Wunsch ist klar und deutlich
ich möchte gehen ohne Pein
und hoffentlich ist es so üblich
zufrieden mit mir selber sein
Kleines Stück
…No Sex
No Drugs
No Rock’n’Roll Roll
das Glas halb leer
die Nase voll
das Leben ganz in Moll vertont
komm sag mir
was zum bleiben lohnt
auf dem Pfad zum Garten Eden
wird es manche Kurven geben
auf dem Weg zum wahren Glück
fehlt hier und da ein kleines Stück
Andacht
…nun meine lieben
Brüder und Schwestern
heut sind wir zusammen
ganz ähnlich wie gestern
so hört meine Schwestern
und Brüder auf Erden
was gestern schon falsch war
führt uns heut ins verderben
von nun an befreit euch
fangt an zu vergeben
zu helfen zu danken
und nach Liebe zu streben
reicht euch die Hände
und teilt was ihr habt
in Demut und Ehrfurcht
auf dem Weg bis ins Grab.
Annegret
… die Annegret das Wort verdreht
sobald sie ihre Stimme hebt
blökt lautstark in der Gegend rum
als wären alle andern dumm
das geht so nicht warum weshalb
ich glaub es nicht ja wird es bald
ich will und brauche alles gleich
der Koy im trüben Karpfenteich
ach Annegret im trüben Tümpel
tauch auf mit uns ins helle Licht
da wo die Sonnenstrahlen tanzen
mit einem Lächeln im Gesicht.
Der is sam mädschig in die er
… Fri jur meind and lissen kärful
de Stori ei wud leik tu tell
bitwien de leins ar mänie kwestchens
end sam atter skäri frill
Duju bilief in wat ju sie
end ju will änni tscheinsch
dschast jus jur kreativiti
end samfings dasnd streinsch
Owatte grätful heppineß
däd ju nau andersdänd
sam letters kut not suieseid
de sens däd doos words spends
Gudlack mei frends …
Der junge Prinz
… es begab sich einst
ein junger Mann
verträumt und frei von Zwängen
in ein unbekanntes Land
um nicht zu Hause rumzuhängen
das Liebste trug er stets bei sich
ganz tief in seinem Herzen
und als die erste Nacht anbricht
sucht er vergebens seine Kerzen
die brauch ich nicht
denkt er und lächelt
mild dem alten Mond entgegen
er legt sich hin ins weiche Gras
und spürt nen leichten Nieselregen
das Mondlicht schwindet
dunkle Wolken
der Regen feiert Jahresfest
sein Bett das Gras
beugt sich dem Winde
von Kopf bis Fuß ganz durchgenässt
wie schön war‘s doch
zu Haus im Warmen
er dreht sich müde noch mal um
will morgen gleich
die Welt umarmen
war er wohl gestern noch zu jung.
Holüber
… im schwarzen Mantel
langsam gleitend
kommt der Fährmann
auf mich zu
bin starr vor Angst
und denk mir heimlich
lass mich einfach nur in Ruh
geh weg mit deinem Klapperkahn
wer weiß ob der bis rüber hält
ich stell mich auch gern hinten an
hab sowieso kein Geld
Nebelschwaden zieh’n vorbei
die Zeit neigt sich dem Ende
mir wird kalt – ich mach jetzt los
und heb zum Gruß die Hände
sein Blick schweift still und hohl
über meine Silhouette
er spürt die Gänsehaut
die ich jetzt hab
und er nur zu gern hätte
fahr weiter alter Knochenmann
unheimlich still und leise
wenn jemand deine Glocke schellt
erst dann beginnt die Reise.
42
… Martina und die Edeltraut –
Rainer – Bernd – Sibylle –
Carsten – Susi – Ferdinand –
Carola – Sven und Phillip –
Frank – Simone – Kurt – Ramona –
Ludwig – Horst – Emanuell –
Olaf – Gabi – Kathrin – Peter –
Roberto – Lars – Ernst – Annabell –
Karl – Heinz – Regina – Jack – Fernando –
Christel – Hans – Patrizia –
Meik – Simone – Paul und Friedrich –
Jens – Jan – Ludwig – Monika
Heute schnitz ich
… heute schnitz ich
morgen schleif ich
und übermorgen polier ich die Fläche noch … ganz bestimmt!
doch heut schon ich merk es
das Beitel ist stumpf
dringt ein in die Faser
wie ne Leiche im Sumpf
die Werkbank sie wackelt
das Licht flackert leicht
im Magen rumort‘s
und die Knie werden weich
ich muss mich mal setzen
ein Päuschen in Ehren
kann niemand ersetzen
und schon gar nicht verwehren
also träum ich von morgen
vom Schleifen und Schnitzen
das Beitel geschärft
so strahlend und blitzend
die Späne sie fliegen
wie Schnee auf den Boden
ich weiß was ich will
und zwar von unten nach oben
der Hahn weckt mich lautstark
die Sonne geht auf
die Dinge sie nehmen
wie gewohnt ihren Lauf …
ach wie gut dass niemand weiß
wer viel schnitzt … verdient den Preis.
Yes I can!
Oh Yes… verstehe alles klar
na selbstverständlich wunderbar
ich hab‘s es passt is Tuttifrutti
kapiert gebongt so wie bei Mutti
es läuft wie Hanne gimme‘ five
ich chill mein Leben bin jetzt reif
oh Paradies mit süßer Frucht
die Wahrheit kam mit voller Wucht
ne ehrlich jetzt
ich kann‘s kaum fassen
it work‘s all right
und hoch die Tassen
Yo Bro I got that Good old feeling
hab null Problemo voll mein Ding
zwei Daumen hoch und grüne Welle
Problem erkannt
bin schon zur Stelle
Feuerlöscher ? … brauch ich nicht!
hab immer neues Land in Sicht.
Wachkoma
… sitzen – lesen – schreiben
putzen – niesen – schweigen
warten – schmunzeln – stehen
sitzen – wundern – gehen
tragen – öffnen – halten
hören – denken – falten
pinkeln – trinken – essen
lernen und vergessen
glotzen – staunen – schwitzen
summen – zeichnen – sitzen
kratzen – atmen – schieben
starten – fahren – liegen.
Muse Stunde
… der Sound ist gut
die Optik spitze
und es ist grad so warm
dass ich nicht schwitze
ein leichter Hauch von irgendwas
schwebt sanft an mir vorüber
und in der Ferne hör ich was
ich pfeif ein Lied darüber
da seh ich noch am Horizont
die Sonne schlafen gehen
ich leg mich ab das Moos ist weich
und denk – och ja wie schön
erst dunkel und dann gleißend hell
erscheint mir jenes Wesen
öffnet mir ein schweres Tor
versüßt mir dieses Leben
Hallo und Dank an dieser Stelle
so viel Zeit muss einfach sein
Ja – Frau Muse ja ich wache
hauch dem Kosmos Leben ein.
Wolke Sieben
Der Postmann
… wenn der Postmann zweimal klingelt
ist er wahrscheinlich
noch verbimmelt
er lehnt sich an
noch ganz benommen
ist zweimal auf den Knopf gekommen
es tut sich nichts
er grinst verschmitzt
und schiebt den Brief
in Nachbars Schlitz
dann stolpert er
zum nächsten Kunden
und aus Minuten werden Stunden
die Nacht war lang
der Morgen grau
sein Rücken schmerzt
der Magen flau
er hält ein Päckchen in der Hand
und stützt sich an die Häuserwand
nun kommt es wie es kommen soll
der Magen leer
die Schuhe voll
er legt sich hin
und träumt ein bisschen
nicht weit von ihm
ein kleines Flüsschen
das sanfte Plätschern hüllt ihn ein
er möchte gern zu Hause sein
im warmen Bett mit Daunenkissen
und niemand
soll davon was wissen
sein Feierabend naht ganz sacht
und er träumt von der letzten Nacht
mit zwei jungen Party-Häschen
Mary-Jane und weißem Näschen
die Party war ein Hochgenuss
mit Schnaps und Tanz
und einem Kuss
er tanzte wild
als gäb‘s kein Morgen
jetzt schläft er tief
und frei von Sorgen
es ist vorbei mit seiner Pflicht
die Zeitung kommt heut leider nicht
das Posthorn schweigt
die Fracht kann warten
das Schicksal mischt
ab jetzt die Karten
ein Opa glotzt durch den Spion
der wartet ziemlich lange schon
auf Waldemar den Postverteiler
den ultrakrassen Partykeiler
alle Texte: Dr. Lange